Verrückte Recruitingwelt: Da ist man ein Arbeitgeber in genau der Branche, die bei Schülern und Studierenden seit Jahren als Wunscharbeitgeber genannt wird, aber die offenen Stellen können trotzdem nicht besetzt werden. Warum ist das so?
In diesem Blogbeitrag gebe ich 5 Tipps für erfolgreiche Personalgewinnung
Wunscharbeitgeber öffentlicher Dienst
Ja, richtig gelesen. Der öffentliche Dienst ist eine der attraktivsten Branchen überhaupt, wenn man Schüler und Studenten fragt. Tendenz steigend, wie die EY Studentenstudie 2018 (PDF) beweist.
Also alles super? Die Bewerbungen kommen in den Schulen, öffentlichen Verwaltungen und Kitas nur so herein gespült?
Fachkräftemangel Hausgemacht
Eher nein. Tatsächlich ist der Fachkraftmängel im öffentlichen Dienst schmerzhafte Realität. Und glaubt man den Statistiken, wird es schlimmer. Die Personalgewinnung und -bindung hat daher einen immer größeren Stellenwert in den Organisationen.
Zugegeben, die Überschrift ist ein wenig unfair. Wenn der Gesetzesgeber von jetzt auf gleich einen Betreuungsplatz einführt, mangelt es natürlicherweise an geeignetem Personal. So schnell bildet niemand aus. Auch sind Arbeitsbedingungen und Bezahlung in vielen Berufen so schlecht, dass Sinnhaftigkeit der Arbeit auch nicht weiter hilft.
Dennoch, folgenden 5 Punkten gilt es als Arbeitgeber im öffentlichen Dienst zu optimieren:
1. Wer nicht wahrgenommen wird, den gibt es nicht
Stellenanzeigen auf die Homepage setzen und dann kommen die Bewerber schon? Das funktioniert mit Sicherheit nicht. Denn die Menschen kennen den Arbeitgeber gar nicht. Warum also vorbei surfen?
Die Anzeige muss so geschaltet und gestaltet sein, dass sie von der Zielgruppen gefunden wird. Ja, richtig gelesen:
Personaler müssen Bewerber ansprechen,
nicht anders herum.
Gelungenes Personalmarketing und Active Sourcing ist günstiger, als man denkt und deutlich effektiver als die selbe Anzeige das 4. oder 5. Mal auszuschreiben. Kennzahlen helfen dabei, den richtigen Kanal zu wählen.
2. Es dem Suchenden so einfach, wie möglich machen
Wenn Fachkräfte auf Ihre Anzeige aufmerksam geworden sind, dann helfen Sie ihnen auf die Sprünge: Ein aussagekräftiger Stellentitel, der die Zielgruppe konkret anspricht, Stellenanzeigen, die in wenigen Sekunden die wirklich relevanten Informationen liefern und vor allem schlanke Bewerbungsverfahren sind notwendig.
Wer nicht weiß, wovon ich spreche: Hier nochmals anders formuliert:
- keine „Sachbearbeiter“ und Organisationskürzel in den Stellentitel
- keine juristisch gefeilten Schachtelsätze mit 4 Einschüben über 8 Zeilen
- Aufgaben interessant darstellen – nicht vollständig
- nur die wichtigsten Anforderungen klar formulieren
- die Arbeitgeberleistungen konkret nennen – statt die gängigen Schlagworte
- Als Arbeitgeber erlebbar sein statt Kontaktmöglichkeiten vermeiden
- keine Registrierung auf einem Bewerberportal
- kein Abtippen eines PDF-Lebenslaufes
Ja, das alles geht – trotz AGG und Konkurrentenklage.
3. Einblicke bieten
Wer den öffentlichen Dienst nicht kennt, kann sich unter vielen Berufen, Stellentitel und Jobs nichts vorstellen. Um so wichtiger ist es, zu zeigen, worum es geht. Videos, der Einsatz von Testimonials, Hausmessen – es gibt viele Wege, den öffentlichen Dienst zu erklären. Nur so können sich Interessierte bewusst für eine Bewerbung entscheiden.
Niemanden nutzt es, die oder den Besten einzustellen, wenn er aufgrund vollkommen anderer Vorstellungen von Zusammenarbeit, Führung und Karriere das Team sprengt. Die Messung des Cultural Fit bringt beiden Seiten Erkenntnisse, die bessere Besetzungen erzeugt und den Personalerhalt begünstigt.
4. Einzigartig sein
Die Konkurrenz ist riesig. Auch innerhalb des öffentlichen Dienstes. Warum in Hamburg arbeiten, wenn es auch München sein kann? Warum in einer großen Verwaltung als Sachbearbeiter arbeiten, wenn es zum gleichen Geld eine Leitungsfunktion in einer kleinen Kommune gibt?
Jede Organisation ist einzigartig, auch wenn Aufgaben, Entgelt- und Besoldungsgruppen ähnlich sind. Diese Einzigartigkeit gilt es im Employer Branding zu finden, zu stärken und zu vermarkten. Natürlich muss man dabei ehrlich zu sich selber sein. Versprechen, die sich im Arbeitsalltag als nicht haltbar herausstellen, führen zu Enttäuschungen und Fluktuation.
5. Auf Augenhöhe kommunizieren
Die Zeiten, in denen sich Bewerber glücklich schätzen dürfen,
sich bewerben zu dürfen, sind vorbei.
So selbstverständlich das klingt, so selten wird es gelebt. Einladungen zum Vorstellungsgespräch und Absagen auch guter Kandidaten im Stile eines Bescheides oder auch Auswahlverfahren als Prüfung sind noch zu oft anzutreffen. Wertschätzung sieht anders aus.
Expertenforum Public Sector @TALENTpro
Wer mehr erfahren will, dem sei das „Expertenforum Public Sector – für Recruiting und Employer Branding im öffentlichen Dienst“ am 13. März 2019 in München empfohlen.
Nach dem Erfolg vom letzten Jahr gibt es auch 2019 im Rahmen der TALENTpro ein Treffen für Vertreter des Public Sectors. Als Mitorganisator des Expertenforums konnte ich wieder Recruiting-Experten und Vertreter der Verwaltungspraxis zu den Themen
- Personalmarketing
- Cultural Fit
- zielgruppenorientierte Stellenanzeigen
- Auswahl des richtigen Kanals in der Bewerberansprache
gewinnen. Nutzt die Chance, Eure Fragen zu stellen und vernetzt euch mit anderen Personalern aus dem öffentlichen Dienst!
Ich fand es sehr gut, dass es speziell ein Forum für den Öffentlichen Dienst gegeben hat. Die Referentinnen und Referenten brachten allesamt gut auf den Punkt, was in einer Zeit – in der es zunehmend schwieriger wird, Kräfte zu bekommen – wichtig ist, um sich als Arbeitgeberin attraktiv zu positionieren. Ich habe mir schon jetzt den Termin für die Veranstaltung im nächsten Jahr vorgemerkt und freue mich darauf.
Andrea Friedrich, Beraterin Personalmarketing/ Rekrutierung, Bundesagentur für Arbeit Zentrale
Details zum Programm und Informationen zu den Tickets erhaltet Ihr auf www.talentpro.de/programm/public-sector/.
Das Ticket berechtigt im Übrigen zur Teilnahme auf der gesamten Messe!