Wie gewinnt und hält man heute Techtalente? Welche Rolle spielen Daten im
Recruiting – und wie navigiert man Trends, ohne in Hypes zu verfallen?
Darüber sprach Christoph Metz mit Conrad Kleinfeld von der ]init[ AG im Rahmen des
Talent Pro Interviews. Herausgekommen ist ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen modernen
Recruitings.
Recruiting beginnt mit Haltung – nicht mit Tools
Für Conrad ist klar: Der wichtigste Hebel liegt nicht in Prozessen oder Software, sondern im
Selbstverständnis der Recruiter:innen.
Gerade im Tech-Recruiting sei es entscheidend, die Sprache und Realität der
Kandidat:innen zu verstehen – von Tech-Stacks bis hin zu Alltagsproblemen. Nur so gelingt
ein Dialog auf Augenhöhe.
Denn: „Nichts ist schlimmer, als wenn man im Erstinterview nach zwei Minuten merkt, dass
der Recruiter keine Ahnung hat.“
Mehr Sinn, weniger Speed
Lange galt im Recruiting die Devise „schneller ist besser“. Heute beobachten Conrad und
sein Team einen Shift:
Talente wollen wissen, welchen Beitrag ihre Arbeit leistet. Purpose, Produktnähe und
Technologie-Exposition sind zentrale Entscheidungskriterien geworden.
Geschwindigkeit bleibt wichtig, aber nicht mehr allein ausschlaggebend. Transparente und
standardisierte Prozesse, unterstützt durch Tools, helfen ]init[, Qualität und Skalierbarkeit
sicherzustellen.
Daten als Wegweiser – nicht als Selbstzweck
Beim Thema Analytics warnt Conrad vor einem KPI-Fetisch. Metriken wie „Time to Hire“
seien eher „Hygienefaktoren“: nützlich zur Prozesshygiene, aber wenig aussagekräftig für
Recruiting-Qualität.
Stattdessen schaut sein Team auf Candidate Churn: Wo steigen Kandidat:innen aus – und
warum? Ebenso entscheidend: Frühfluktuation. Nur wenn das, was im
Bewerbungsprozess versprochen wurde, zur Realität passt, bleiben Talente langfristig.
HR als Business-Partner, nicht als Kostcenter
Ein zentrales Anliegen von Conrad: HR sollte sich nicht länger als Verwaltung oder
Kostenstelle begreifen. Recruiting und HR tragen unmittelbar zum Geschäftserfolg bei – ob
durch Umsatzbeiträge neuer Mitarbeitender oder durch strategische Skill-Entwicklung.
Das erfordert eine Business-Nähe, die weit über klassische Prozessmoderation
hinausgeht.
Skills der Zukunft: Data, AI und Ambiguitätstoleranz
Welche Kompetenzen werden HR-Teams in fünf Jahren brauchen?
- Data Literacy & AI Literacy: Umgang mit Daten und KI-Tools wird unverzichtbar.
- Technologieoffenheit: Statt Administration braucht es Beratungskompetenz.
- Ambiguitätstoleranz: Die Fähigkeit, Widersprüche auszuhalten – etwa zwischen regulatorischen Vorgaben und Change-Potenzial.
Vorsicht Hype: Trends kommen und gehen
Rückblickend schmunzelt Conrad über vergangene Hypes: vom „Always-on Recruiting“ über
inflationär genutzte Buzzwords („Wir sind eine Familie“) bis hin zu „Culture Fit Interviews“,
die Diversity eher behinderten. Auch Clubhouse sei ein „kurzer, ineffizienter Trend“
gewesen.
Seine Empfehlung: nicht jedem Trend hinterherlaufen, sondern pragmatisch prüfen, wo
echte Mehrwerte entstehen.
Praktische Tipps für kleine HR-Teams
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