Zwei Jahre hat es gedauert, jetzt ist es offiziell: Google 4 Jobs kommt nach Deutschland. Am 15. März 2019 verkündete Google via Twitter, dass im Augenblick die Oberfläche, welche die Jobsuche mit Google für die Nutzer leichter machen soll, im Testbetrieb ausgerollt wird. Der Hype um den Launch der neuen Google-Erweiterung in Deutschland ist groß. Welche Änderungen wird Google 4 Jobs für die Jobsuche und das Recruiting mit sich bringen? Was muss man tun, damit Stellenanzeigen dort ausgespielt werden? Wird Google den Markt nachhaltig verändern? Wir sind den wichtigsten Fragen nachgegangen.
1. Was ist Google 4 Jobs?
Mit Google 4 Jobs hat der Suchmaschinen-Gigant die Jobsuche innerhalb seiner existierenden Google-Suche optimiert. Dabei wird Jobsuchenden in Zukunft ein blauer Kasten angezeigt, in welchem Stellenangebote exponiert dargestellt werden – ähnlich wie dies bereits mit Shoppingangeboten, dem Wetter oder dem Kinoprogramm getan wird. Das Produkt richtet sich nach den Bedürfnissen der Jobsuchenden und wird dadurch Auswirkungen auf Stellenanzeigen und Jobbörsen haben.
Aktuell befindet sich Google 4 Jobs im Testbetrieb. Das heißt, dass es aktuell für die meisten User noch nicht sichtbar ist. Trotzdem sind erste Bilder der deutschen Version bereits online zu finden, zum Beispiel hier. Die Oberfläche ähnelt der US-Version, die vor knapp zwei Jahren online gegangen ist.
2. Wie funktioniert Google 4 Jobs?
Die Jobsuche über Google funktioniert – technisch gesehen – wie die Suche nach Websites, Adressen oder Bildern auch: Ein Bot durchforstet das Web nach Stichworten und stellt die Ergebnisse dar. Durch Partnerschaften mit anderen Anbietern, wie beispielsweise Monster, LinkedIn oder Glassdoor, steht ein großer Fundus an Inseraten zur Verfügung.
Eine Vielzahl an Filtermöglichkeiten verschafft dem User eine bessere Angebotsübersicht. Über eine Schnittstelle ist Google mit Karriereseiten, Stellenbörsen von Bewerber-Managementsystemen und Internet-Stellenbörsen verbunden. Als Basis dient der Suche das „Machine Learning“ – Googles Cloud Jobs API und Cloud Talent Solution machen es möglich – also ein selbstlernender Algorithmus, der Muster erkennt und sie auf unbekannte Fälle überträgt. Dies hat zur Folge, dass auch Stellenanzeigen ausgespielt werden, die dem Suchbegriff nicht entsprechen, aber nahe kommen.
Darüber hinaus bietet Google 4 Jobs Verknüpfungen zu weiteren Informationen: So kann sich der Suchende Jobs in seiner Nähe anzeigen lassen, sogar mit dem vornavigierten idealen Arbeitsweg von Google Maps. Nennt ein Arbeitgeber in der Stellenanzeige ein konkretes Gehalt, belohnt Google dies mit besserer Sichtbarkeit. Weigert er sich, werden die Daten einfach von Websites wie Glassdoor importiert. Ähnlich verfährt Google mit Arbeitgeber-Bewertungen. Wer ein Google-Konto hat, wird sich Stellenangebote auch merken und einen „Job-Alarm“ einstellen können.
Die Kombination aus intelligenten Suchalgorithmen und umfassender Verknüpfung sorgt dafür, dass Google 4 Jobs nicht nur eine besonders hohe Treffsicherheit in der Suche garantieren kann, sondern die gefundenen Stellen und Arbeitgeber auch in maximaler Transparenz abbildet.
3. Wie profitiert man von Google 4 Jobs?
Damit Stellenanzeigen künftig in Google 4 Jobs ausgespielt werden, müssen sie auf eine bestimmte Art aufbereitet sein bzw. den Google-Richtlinien entsprechen. Das erfordert auch technisches Know-how im Recruiting. Hier ein allgemeiner Überblick:
Zum einen gibt es Elemente, die für eine Stellenanzeige zwingend erforderlich sind:
- Stellenbezeichnung (klar und konkret, ohne Codes)
- Standort (vollständig, relevant für Google Maps)
- Unternehmensname (Firmenlogo nicht vergessen)
- Stellenbeschreibung (strukturiert, detailliert, praxisnah)
- Datum der Veröffentlichung (Google sortiert abgelaufene Angebote aus)
Zum anderen gibt es Elemente, die für eine Stellenanzeige nicht zwingend erforderlich sind, aber zusätzlich für Transparenz sorgen:
- Art der Beschäftigung (Vollzeit, Teilzeit)
- Gehaltsangabe (Google spielt es ohnehin aus)
Wichtig ist: Recruiter müssen sich mit den Anforderungen von Google 4 Jobs ausführlich auseinandersetzen und darauf eingehen, das erledigt man nicht mal so eben nebenher.
4. Was müssen Unternehmen ändern?
Für die meisten Internet-User ist Google das „Tor ins Internet“ – also die erste Seite, die angezeigt wird, wenn man den Browser öffnet. 73 Prozent der Jobsuchenden starten schon jetzt ihre Suche online mit Google – das sagt jedenfalls der Konzern selbst. Bisher schalteten die Stellenbörsen Google-Werbung, da verwundert es nicht, dass der Suchmaschinenanbieter nun selbst zur Stellenbörse werden will. Doch abgesehen von allen finanziellen Interessen, kann Google 4 Jobs die Candidate Experience tatsächlich verbessern, denn die Jobsuche wird transparenter werden. Viele Unternehmen werden sich anpassen müssen, wollen sie nicht außen vor bleiben:
- Bessere SEO-Optimierung von Stellenanzeigen
- Employer Branding noch wichtiger nehmen
- Arbeitgeber-Bewertungen aktiver managen
- Gehaltsrahmen/Benefits in Stellenanzeigen besser herausarbeiten
Denn Google nimmt mit seiner Jobsuchmaschine den Unternehmen ein Stück weit das Heft des Handelns aus der Hand, wenn es alle im Netz verfügbaren Informationen dargestellt – unabhängig davon, ob der Arbeitgeber diese bereitstellt oder nicht.
5. Wird Google 4 Jobs den Markt verändern?
Etwas Skepsis herrscht derzeit noch vor. Hat etwa Google Shopping die Art, wie wir im Internet einkaufen oder Händler ihre Waren anbieten nachhaltig verändert? Nicht wirklich.
Trotz dieses Vorbehalts kann man davon ausgehen, dass Google den Markt auf längere Sicht radikal verändern wird. Jobbörsen werden möglicherweise an Bedeutung verlieren, verschwinden werden sie jedoch nicht. Denn Google ist von ihnen abhängig: Ohne die Jobbörsen hätte Google 4 Jobs keine Relevanz.
Die Anpassung, die Unternehmen nötig haben werden, ist aber auch im Sinn der Unternehmen selbst. Es ist nicht mehr als eine weitere freundliche Aufforderung, mit der Zeit zu gehen und den Bewerbern die Informationen zur Verfügung zu stellen, die diese sich wünschen. Und: Google 4 Jobs ist kein exklusiver Club! Ein paar Anpassungen und man ist dabei. Schließlich belohnt Google sogar Stellenanzeigen, die besonders viele Informationen aufbereiten. Dann kann es ein nützlicher Weg sein, seine Sichtbarkeit signifikant zu erhöhen und die Filter und Algorithmen verbessern letztlich auch die Qualität der Bewerber. Im Idealfall könnte Google 4 Jobs also eine „Win-Win“-Situation für Unternehmen wie Bewerber werden.