„Recruit better with Hire and G Suite“
Mit diesem Slogan wirbt Google derzeit im US-amerikanischen Raum für sein neuestes Feature – Google Hire. Was ist es? Was kann es? Warum brauchen wir es? Diesen Fragen bin ich nachgegangen. „Google doch mal …“, ist zu einem Standardbegriff geworden, der so häufig auftaucht, dass er keine weitere Erklärung benötigt. Inzwischen werden rund 92% aller Suchanfragen im Internet per Google ausgeführt. Sage und Schreibe 1,2 Milliarden Menschen weltweit besitzen einen Gmail-Account (Stand: 17. Juli 2017). Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Google auch in anderen Bereichen auf dem Siegeszug ist. Neben Google Maps, Google Translate, Google Docs und Google Hangouts, gibt es seit Mitte 2017 auch Google Hire, allerdings im Moment nur im US-amerikanischen Raum. Es handelt sich bei Hire um ein E-Recruiting-Tool für sogenannte G-Suite-Unternehmen, also Unternehmen, die Google und seine Funktionen auch professionell nutzen. Eine Bewerbermanagement-Software, auch Applicant Tracking System (ATS) genannt. Google-CEO Sundar Pichai deutete auf einer Pressekonferenz im letzten Jahr an, dass Google den Markt der Jobsuche in einen Markt der Jobfindung verwandeln will. Für viele Kandidaten beginnt die Jobsuche heutzutage bei Google und somit hat Hire natürlich Potential. Google kann innerhalb kürzester Zeit Millionen von Stellenanzeigen durchsehen und diese dem Kandidaten präsentieren.
Doch wie bringt man Kandidat und Job auf eine effektive Art zusammen?
Leider ist es immer noch so, dass vor allem kleinere und mittelständige Unternehmen eher lokal werben oder auf spezifischen Plattformen, die günstiger sind als die Top-Jobportale am Markt. Wie findet die Firma also geeignete Kandidaten für ihre durchaus spannenden Positionen oder wie erfährt der Jobsuchende von diesem Unternehmen? Hier kommt Hire ins Spiel. Google wendet sich dabei direkt an Firmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern, die auch andere Google-Produkte professionell nutzen. Um aus der Fülle an Informationen von Google zu profitieren, bietet Hire diesen Unternehmen, die nicht mit externen Recruitern arbeiten, ein professionelles Bewerbungssystem an. Es fungiert als Schnittstelle zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und erstreckt sich auf den kompletten Recruiting-Prozess.
„Recruit like it‘s a team sport“
Der Slogan zieht sich hierbei durch sämtliche Bereiche. Angefangen vom Erstellen der Stellenbeschreibung, über Bewerbungsgespräche, dem Feedback, bis hin zum Einstellen des Kandidaten inklusive Onboarding. Alle definierten Entscheider sind involviert. Offene Stellen werden automatisch auch auf großen Jobportalen, wie Monster, Indeed oder Glassdoor (speziell im nordamerikanischen Raum), gepostet. Doch auch ein Zugriff auf kleinere, individuellere Portale ist möglich. Hire untersucht die Effektivität dieser Quellen und findet heraus, ob es sich auch in Zukunft lohnt, dort eine Position auszuschreiben. Ebenso durchsucht Hire automatisch LinkedIn-Profile, um geeignete Kandidaten und deren Background ausfindig zu machen und sie an das involvierte Team im System weiterzugeben. Durch diesen standardisierten Prozess ist nicht nur der HR-Bereich des Unternehmens involviert, sondern auch der Hiring-Manager sowie alle Teammitglieder des Interviewprozesses. Trotz der Einführung von Google Hire für Unternehmen, plant Google bisher keine eigene Job-Listing-Website für Kandidaten aufzubauen. Google zielt eher darauf ab, relevante Daten aus bestehenden Seiten wie LinkedIn, Monster, Indeed, etc. zu sammeln und diese dann gebündelt aufzuzeigen. Dieses Feature wurde von größeren Firmen, wie FedEx und Johnson & Johnson getestet und diese hätten laut Sundar Pichai einen 18-prozentigen Anstieg der Bewerbungen im Vergleich zu vorherigen Recruiting-Methoden verzeichnen können. Da Google Hire sämtliche andere Google-Produkte integriert, ist der Nutzer auch automatisch mit dem Kalender aller Teilnehmer verlinkt, sieht offene Interviewzeiten, kann zeitnah umbuchen, wenn es notwendig ist. Im gleichen Atemzug kann man nach dem Interview sein Feedback mit allen Beteiligten teilen und nächste Schritte definieren. Kandidaten im Prozess erhalten automatisch eine Eingangsbestätigung, oder auch eine Information, wo genau sie sich im Interviewprozess befinden. Hire stellt dem Nutzer ebenfalls eine Auswahl an Templates zur Verfügung, die individuell angepasst werden können. Die Zeitersparnis für den Personaler ist dabei immens. Google Hire ermöglicht auch, auf bereits zuvor interviewte Kandidaten zuzugreifen, die sich auf frühere Positionen im Unternehmen beworben haben.
„Sharing disappointing news with people is hard“
Das sagt Google Hire, allerdings zahlt sich genau diese Strategie aus. Abgelehnte Kandidaten, die sich gut informiert fühlen, sind laut einer Google-Statistik gerne bereit, sich auch ein zweites Mal auf andere Positionen bei einer Firma zu bewerben. Im Zuge hoher Recruiting-Kosten sind diese Bewerber oftmals eine gute Wahl. Bei den Kosten von Hire hält sich Google bisher bedeckt. Eine Demoversion erhält auch nur jenes Unternehmen, welches alle Voraussetzungen erfüllt. Es sind jedoch mit Kosten zwischen 2.400 und 12.000 US-Dollar pro Jahr zu rechnen, je nach Mitarbeiteranzahl des Unternehmens (Quelle). Alles in Allem bietet Hire eine interessante Plattform – gerade für kleinere und mittelständige Unternehmen. Vor einer möglichen Verfügbarkeit des Tools in Deutschland und Österreich stehen allerdings noch einige datenschutzrechtliche Diskussionen an. Es ist zu hoffen, dass der Arbeitssuchende hierbei nicht zum „gläsernen Bewerber“ wird. Dieser Kontroverse sieht Google gelassen entgegen und betont, dass es keine Daten nutzt, die der Kandidat nicht ohnehin schon auf anderen Portalen freigegeben hat. Falls Google Hire auch nur annähernd an die Erfolge und Verbreitung früherer Produkte von Google anknüpfen kann, könnte es eine kleine Revolution auf dem Arbeitsmarkt bedeuten und eine große Revolution bei HR-Software-Lösungen. In jedem Fall ist Hire ein weiterer Schritt hin zu einer zunehmenden Digitalisierung des Recruitung-Prozesses.