Wer neue Mitarbeiter gewinnen will, muss mehr tun als nur mit einem Job winken. Schnell soll klar sein, warum sich der Einstieg bei diesem Arbeitgeber lohnt. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Aufmerksamkeitsspanne ist – so sagen Studien – mit acht Sekunden kürzer denn je. Gute Markenerlebnisse sind daher Gold wert und werden entsprechend aufwändig über Text, Bild und Video inszeniert. Nur eines fehlt noch zum vollendeten Employer-Branding-Glück: der Sound. Die ersten Töne sind erklungen!
Mitarbeiter bewerten die Attraktivität ihrer Arbeitgeber mit einer 3 und umgekehrt Unternehmen ihre Anziehungskraft auf Bewerber mit derselben Durchschnittsnote – so das Ergebnis der Studie „Recruiting Trends“ (2019). Die Zahlen verdeutlichen, dass es im Employer Branding noch viel Raum für Verbesserungen gibt. Die Frage nach dem geeigneten Klangbild für die Arbeitgebermarke ist also keine banale. Umso weniger vor dem Hintergrund, dass Entscheidungen für einen Arbeitgeber in erster Linie emotional getroffen, später dann rational sanktioniert werden.
Sound-Pioniere im Personalmarketing
Wie so oft: Die großen Player machen es vor. Anfang 2000 gehören IKEA und Infineon Technologies mit zu den ersten, die auf die Schlagkraft eines Audio-Formats setzen. Im Sommer 2000 gewinnt Infineon unter dem Motto „Jobwelten – Countdown Dresden“ via Radio-Commercial insgesamt 1.100 neue Mitarbeiter für den neuen Halbleiter-Produktionsstandort in Dresden. 2006 startet das schwedische Möbelhaus mit seinen „Deine Möglichkeiten“-Podcasts. Siemens, EY, Adidas, die Bundesbank – wer das Ohr auf den Gleisen hat, findet zahlreiche Beispiele für diese Trendsetter – jetzt auch im Mittelstand: MS-Aufzugsmontagen oder der LÜNING-Gruppe (2019) sprechen in Radio-Werbeblöcken stark gefragte Zielgruppen wie Monteure und LKW-Fahrer an. Auch werden Stellenanzeigen „On Air“ wie ein redaktioneller Beitrag von professionellen Radiosprechern vorgelesen. Tendenz steigend.
So klingt die Arbeitswelt
Der Chemiker am Schlagzeug, der Mediziner am Klavier und der Ingenieur an der Trompete – Bayer zeigt mit seinem Recruiting-Song auf YouTube „IT’S GONNA BE A GOOD DAY!“, was den Arbeitgeber und den Job im Chemie- und Pharmakonzern ausmachen. Ins gleiche Horn bläst eine Hamburger Werbeagentur und stellt sich über individuelle Playlists ihrer Mitarbeiter potenziellen neuen Kandidaten auf einer zugehörigen Microsite „So klingt Deepblue“ und direkt auf Spotify vor. Und das, ohne ein Wort zu sagen. Denn darum geht es: Perfect Fit – neue Mitarbeiter, die zum Unternehmen passen. Entsprechend werden sie mit Fragen und Aufforderungen angesprochen wie „Dein Song?“ oder „Add yourself!“ und so weiter. Bewerben kann man sich übrigens direkt über den Alexa-Skill.
1, 2, 3 los! Audio Employer Branding
Strategisch betrachtet bereichert individueller Sound das Employer Branding um den bislang noch kaum beachteten Hörkanal. Dies vergrößert die positive Candidate Experience für alle, die sich als Top-Arbeitgeber neuartig inszenieren möchten. Das ist sogar international perfekt möglich – dank Audio-Ankern, die Zielgruppen in ganz neuer Tiefe erreichen können. Im Arbeitsalltag bietet sich eine Fülle an Möglichkeiten, Sound für die Employer Brand nutzbar zu machen:
- Kandidaten werden mit individualisiertem Sound in der Warteschleife empfangen.
- Einzigartige Arbeitgeber-Geräusche beim Bedienen von Maschinen, Geräten oder Software tauchen als Funktionsklang auf Karriereseiten ebenso erlebbar auf wie individuelle Signale des Büroalltags – von der Kaffeemaschine über Soundteppiche aus dem Produktbereich bis zum Meldeton des Handys.
Die Anwendungspotenziale sind weit gefächert: „Durch ‚Corporate Voices‘ gesprochene Unternehmensbeschreibungen mit Original-Werks- oder Umgebungssounds der Location entstehen im Kopf des Bewerbers komplett neuartige Verknüpfungen, die per Wort/Bild so nicht möglich wären,“ erläutert Frank Lamberty von Brandmaid, einer auf Sound und Markenentwicklung spezialisierten Agentur.