Um den deutschen Wirtschaftsmotor am Laufen zu halten, müssen bei der Fachkräftesicherung neue Wege beschritten werden. Wie dies gelingen kann, zeigt dieser Artikel auf. Die Rolle Deutschlands als Exportweltmeister soll verteidigt und der Vorsprung sogar ausgebaut werden. Dazu braucht es dringend neue Mitarbeiter, denn die Auftragsbücher des heimischen Mittelstandes quellen über. Und schon jetzt reichen die Ressourcen kaum, um die Arbeit zu erledigen. Das Problem wird sich weiter verschärfen – nicht zuletzt unter dem Stichwort demographischer Wandel. Immer weniger Deutsche im arbeitsfähigen Alter sowie die zum Teil besseren Arbeitsbedingungen im (europäischen) Ausland machen der heimischen Wirtschaft zu schaffen. Das Problem ist auch hausgemacht, denn lange regierten diffuse Berührungsängste nichtdeutschen Mitarbeitern gegenüber. Mehrere Jahrzehnte ging diese „Strategie“ „Made in Germany“ auch auf, denn geburtenstarke Jahrgänge versorgten den Markt mit Arbeitskräften. Die Zahl derer sinkt spürbar und immer schneller, heimische Spezialisten wandern zudem selbst gern aus. Menschen aus anderen Kulturkreisen bringen mehr mit als ihre reine Arbeitskraft Vermeintlich deutsche Tugenden wie Fleiß und Ordnung reichten in manchen Branchen lange aus, um am Markt erfolgreich zu sein. Die Zeiten haben sich jedoch grundlegend geändert und mit ihnen die Anforderungen an die Mitarbeiter der Unternehmen – gleich welcher Hierarchiestufe. Agilität und Diversity können an dieser Stelle genannt werden und hier sind uns andere Länder weit voraus. Ein besseres Bildungssystem oder schlicht und ergreifend eine andere Mentalität können den Unterschied beim Erfolg am Markt ausmachen. Und gerade Vielfalt, das deutsche Wort für Diversität, macht die Firmen leistungsstärker. Zahlreiche Studien beweisen dies regelmäßig. Warum also nicht die eigene Belegschaft aus unterschiedlichen Ländern, insbesondere aus den Zielexportländern, zusammenstellen? Neben der kulturellen Vielfalt sollten die Firmen auch auf eine heterogene Sozialstruktur setzen. Dies kommt der Anpassungsfähigkeit an Veränderungen zu Gute, im weiteren Sinn die Bedeutung von Agilität. Arbeitskräfte aus dem Ausland sind so wichtig wie nie! 1. Der Vorteil von Vielfalt Firmen profitieren von der Unterschiedlichkeit ihrer Mitarbeiter, Studien belegen dies immer wieder. Egal ob Alter, Geschlecht oder eben ethnische Herkunft und kultureller Background – je vielfältiger die Mitarbeiter eines Unternehmens, desto leistungsstärker ist auch die Performance! Große Konzerne haben dies längst erkannt und damit einen Wettbewerbsvorteil erzielt. Clevere HR-Verantwortliche wissen schon vor dem Einstellen, wo die Stärken der neuen Mitarbeiter unter dem Gesichtspunkt Vielfalt liegen. Sie wissen, wo diese am besten einzusetzen sind, wie bzw. wo ihre speziellen Fähigkeiten am besten funktionieren und Synergien geschaffen und genutzt werden können. Vereinzelt setzen große Firmen auch Diversity Manager ein, um beim Aufbau interkultureller Teams der Konkurrenz eine Nasenspitze voraus zu sein. 2. Das bislang ungenutzte Potential Europa verfügt insgesamt über 200 Millionen Arbeitskräfte. Und während in Deutschland die Zahl der potentiellen Mitarbeiter mit Blick auf den demographischen Wandel stetig sinkt, steigt in fast allen Ländern Europas hat die Zahl der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren (vgl. Statistik Arbeitsagentur Juli 2018). Schauen wir alleine auf die IT-Branche, so stieg laut des Branchenverbandes Bitkom 2018 die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent. Andere Mitgliedsstaaten haben Deutschland längst den Rang als innovationsstarke Nationen abgelaufen. Norwegen, Schweden, Finnland, die Niederlande, Belgien und Österreich gehören laut Manager Magazin (Stand Februar 2018) dazu. Die jeweilige leicht überdurchschnittliche Bildung und Wissenschaft macht auch Länder wie Ungarn, Rumänien, Tschechische Republik, Slowenien und die Slowakische Republik für deutsche Unternehmen auf der Suche nach Nachwuchs attraktiv. Allerdings traut sich nur eine Minderheit der Unternehmenslenker den Blick über den Tellerrand zu, wenn es um Recruiting geht. Schade. 3. Das Know-how der Zielländer nutzen Warum verzichten gerade im Land des Exportweltmeisters viele KMU auf das Wissen der Herkunftsländer ihrer Kunden? Egal ob kulturelle Eigenheiten oder die ungeschriebenen Gesetze im Geschäftsleben – Mitarbeiter aus anderen Ländern bringen neben ihrer zumeist sehr guten Qualifikation auch unschätzbares internes Wissen über die Eigenheiten ihrer Heimat mit. Erfolgreich ist, wer am Puls der Zeit bleibt. Dazu gehört es, den Zielmarkt zu spüren und ein Gefühl für die jeweiligen Bedürfnisse zu entwickeln. Dazu zählen die jeweiligen Umgangsformen wie Frage zu beispielsweise Compliance. 4. Das Heft des Handeln in der Hand haben Globalisierung ist heute kein Buzzword mehr, längt herrscht weitgehend grenzenloser Handelsverkehr. Produkte und Dienstleistungen werden nicht mehr ausschließlich lokal oder regional vertrieben, sondern weltweit getauscht. Wessen wirtschaftliches Denken an der eigenen Landesgrenze endet hat bereits verloren. Lange fragten sich gerade die deutschen KMU nicht ob diese Entwicklung stattfindet, sondern wann. Und vergaßen dabei sich auf die geänderten Gegebenheiten einzustellen. Heute haben vor allem agile Unternehmen Erfolg. Damit ist derjenige im Vorteil, der das Höchstmaß an Anpassungsfähigkeit besitzt. Proaktiv, antizipativ und initiativ sind wiederum erwiesenermaßen vor allem heterogen zusammengestellte Teams. Siehe dazu Punkt 1! 5. Die Digitalisierung überwindet Grenzen: technisch und räumlich Die Digitalisierung als Mindset hat die Arbeitswelt verändert. Nirgends sind die vielzitierten Auswirkungen disruptiver Umwälzungen so stark zu spüren wie bei der jüngsten technischen Revolution. Branchenübergreifend sind atemberaubende Neuerungen zu erleben. Automatisierung hilft auf der einen Seite, die immer weniger werdenden Arbeitskräfte zu kompensieren. Auf der anderen Seite brauchen wir dringend Fach- und Führungskräfte, die mit den durch die Digitalisierung einhergehenden Herausforderungen umgehen können. Nicht immer müssen dies IT-Spezialisten sein. Doch egal welche Berufsgruppe gefordert ist – hierzulande finden sich immer weniger ausreichend qualifizierte Bewerber. 6. Der Blick über den eigenen Tellerrand bereichert: menschlich und wirtschaftlich Spätestens mit der Migrationsbewegung 2015 nach Deutschland ist klar, dass unser Land immer vielfältiger wird. Probleme dürfen nicht verschwiegen werden, allerdings die Chancen auch nicht ungenutzt bleiben. Denn nun ist offenkundig, was seit den 1950er Jahren Realität ist: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Begann dies Mitte des letzten Jahrhunderts mit der Debatte um sogenannte Gastarbeiter ist längst klar, dass die Menschen nicht nur hier arbeiten, sondern auch leben wollen. Und mit einer klugen Politik profitieren alle von dem Zuzug. Unbesetzte Stellen in Deutschland haben nun größere Chancen, den oder die richtige Bewerber bzw. Bewerberin zu finden. Die Mitarbeitersuche im Ausland hat dann mehr Aussicht auf Erfolg, wenn sich die Neuankömmlinge angenommen fühlen. Wenn ein Klima des Willkommenseins dem Ruf bereits vorauseilt. Der Aufbau des Images als attraktive Arbeitgebermarke bedarf Zeit und Strategie (siehe dazu unseren Beitrag „Beyond the Tellerrand. Wie internationales Employer Branding gelingt“), kann aber der Schlüssel zur Lösung für das aktuell größte Problem deutscher Unternehmen sein: die Fachkräftesicherung heute und morgen. Die PS wieder auf die Straße bringen! Mit ausreichend Bewerbern und bestmöglich qualifizierten Mitarbeitern. Um die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu meistern, braucht es Know-how und Manpower. Dafür muss der Tank des Wirtschaftsmotors deutscher Mittelstand wieder mit bestem Treibstoff gefüllt werden. Die gute Nachricht: Dazu muss nicht nach Gold oder Rohöl geschürft werden! Versuchen Sie es einfach mal mit der Suche nach hochqualifizierten zukünftigen Mitarbeitern im Ausland.