In unserer heutigen HRM-Podcast-Folge begrüßen wir zum wiederholten Male die Recruiting-Expertin Claudia Lorber aus Wien. In dem heutigen Gespräch, bei dem sie dem Gründer des HRM Instituts, Alexander Petsch, mit Witz und Sachverstand Rede und Antwort steht, dreht sich alles um grundsätzliche Recruiting-Hacks für das Active Sourcing. Claudia Lorber begründet darin unter anderem, warum künstliche Intelligenz im Recruitingprozess überschätzt wird und warum für manche Bereiche Kompetenz wichtiger ist als Qualifikation.
Claudia Lorber ist studierte Kommunikationswissenschaftlerin und selbständige Recruiting Coachin. Darüber hinaus veranstaltet sie Fortbildungskurse, Bootcamps und unterhält einen eigenen Blog. Sie gilt als eine der herausragenden Köpfe in der HR-Welt Österreichs.
Für Nostalgiker und Lernunwillige, wovon es in der HR-Welt offenbar immer noch viele Exemplare gibt, hat Claudia Lorber eine schlechte Nachricht. „Leichter wird es in Zukunft nicht“, sagt die Wienerin und meint damit den „mittlerweile wirklich komplexen Prozess“ des Recruitings. In einer immer schnelllebigeren Zeit würden sich nicht wenige Personalverantwortliche dem Fortschritt bewusst oder unbewusst verweigern, will die österreichische HR-Expertin die Erfahrung gemacht haben. „Ich habe in meinen Workshops noch immer Teilnehmer, die halten Outlook für ein Bewerbermanagementsystem.“ Jenen Gemütern unter den Recruitern, die „einfach nur gerne mit Menschen zu tun haben“, empfiehlt sie den Verkauf von Semmeln (Norddeutsch: Brötchen). „Da hast du den ganzen Tag mit Menschen zu tun und du gibts ihnen das, was sie wollen.“
Personaler müssen lernen, mit Daten umzugehen
Wer jetzt aber glaubt, dass Claudia Lorber nahezu vorbehaltlos hinter den Errungenschaften des digitalen Zeitalters steht, irrt gewaltig. Künstliche Intelligenz sei im Recruitingprozess zwar durchaus willkommen und könne „bis zu einem gewissen Schritt“ zeitaufwendige und sich wiederholende Prozesse übernehmen. „Aber KI kann nur so gut sein wie das, was wir Menschen ihr an Daten zur Verfügung stellen und antrainieren.“ Und hier beginne das Problem, denn „im HR sei die Kompetenz, mit Daten umzugehen, schlicht nicht vorhanden“, sagt Claudia Lorber. Dies sei ein Feld, in dem Personaler mit Blick auf die Zukunft noch gewaltig dazulernen müssten. „Zumindest wenn sie in ihre Job behalten wollen und noch dazu erfolgreich Mitarbeiter finden möchten.“
Allerdings sei KI keine Einbahnstraße, auch Kandidaten müssten ihren Teil dazu beitragen. „Sie müssen lernen, ihre Lebensläufe an die Matching-Algorithmen anzupassen.“ Und da auch dies gegenwärtig eher die Ausnahme sei, „können wir uns über die KI im Moment nicht finden“, fasst die Recruitingexpertin das Dilemma zusammen. Der von Tech-Geeks vielbeschworenen KI fehlten nach Einschätzung von Claudia Lorber zudem so manche Soft Skills. „Sie kann nicht interpretieren, und im ersten Schritt ist Recruiting nichts anderes.“ Ein erfahrener Personaler sehe sich beispielsweise den Lebenslauf eines Kandidaten an und sei in der Lage, „einzelne Stationen zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.“ Die KI könne zwar wunderbar Daten auslesen, aber zwischen den Zeilen zu lesen gehe über ihre Fähigkeiten hinaus.
Kompetenz ist oft wichtiger als ein Ausbildungsnachweis
Hingegen als rein menschliches Defizit betrachtet Claudia Lorber die noch
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